Seilklettertechnik



Baumkletterer – Baumpfleger in luftigen Höhen


Baumkronen: Arbeitsort der Baumkletterer und Baumpfleger

Baumkletterer und Baumpfleger – Was ist das eigentlich und wo liegt der Unterschied?
Ein Baumpfleger kümmert sich um Bäume und muss dazu nicht zwingend auch klettern. Hierfür nutzt er Alternativen wie beispielsweise Hubarbeitsbühnen oder Leitern. Erstere erlauben, genauso wie das Baumklettern, die Arbeit am Baum in größeren Höhen und erleichtern diese in der Kronenperipherie (äußerer Bereich der Baumkrone) sogar, haben jedoch einen entscheidenden Nachteil: im Gegensatz zum Baumkletterer, gelangen Sie nur sehr beschränkt in das Innere der Baumkrone. Leitern finden nur bei kleineren Bäumen, wie beispielsweise Obstbäumen, oder in Baumschulen Verwendung. 
Der Baumkletterer pflegt genauso wie der Baumpfleger Bäume, sein Spezialgebiet ist jedoch die Seilklettertechnik (SKT), um sich bei der Pflege vieler weiterer Maßnahmen von größeren und ausladenderen Bäumen ungehindert und völlig flexibel im Baum bewegen zu können.

Wie werde ich Baumkletterer?

Die Begriffe Baumkletterer und Baumpfleger sind in Deutschland keine geschützten Berufsbezeichnungen. Jedoch fordert die Berufsgenossenschaft zur Ausübung der gewerblichen Tätigkeit als Baumkletterer die Mindestqualifikation eines Seilklettertechnik-A (SKT-A) Kurses. Der Kurs vermittelt grundlegende Techniken der Baumkletterei, sowie alle sicherheitsrelevanten Aspekte der Seilklettertechnik in Verbindung mit der Baumpflege. Die Seilklettertechnik wird beim Baumklettern dazu verwendet, um sich im Baum zu bewegen und sich bei Arbeitsschritten zu positionieren. Der SKT-A Kurs vermittelt selbst nur geringes Wissen über Bäume und befähigt den Baumkletterer nur zum Gebrauch von Handsägen im Baum. Soll jedoch beim Klettern mit der Motorsäge gearbeitet werden, schreibt die Berufsgenossenschaft den SKT-B Kurs vor. Benötigt der Baumkletterer tiefergehendes Fachwissen über Bäume, um beispielsweise Gutachten zu schreiben oder die Stabilität eines Baumes beurteilen zu können, stehen eine Reihe weitere, vertiefende Kurse zur Verfügung. Mehr dazu finden Sie unter dem Punkt „Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen und sind üblich?“.

Welche Anforderungen werden an einen Baumkletterer gestellt?

Als Voraussetzung für die Ausbildung zum Baumkletterer und zur erfolgreichen und langfristigen Berufsausübung ist es ausschlaggebend Spaß an der Arbeit in der Natur zu haben, schwindelfrei zu sein und über körperliche Fitness zu verfügen. Für die Arbeit am Seil ist ein gewisses technisches Verständnis von Nöten. Werden Weiterbildungen wie Baumkontrolleur, Sachverständiger und mehr angestrebt, ist neben dem Willen Neues zu lernen auch die Bereitschaft nötig, dieses dauerhaft selbstständig in seiner Freizeit aufzufrischen und zu vertiefen. Oftmals wird von Dienstleistern auch bereits ein vorheriger Bezug zu Bäumen in Form eines „grünen Berufes“ gewünscht. Dazu zählen beispielsweise Forstwirte, Gärtner, Garten- und Landschaftsbauer und viele weitere.

Welche Aufgaben führt ein Baumpfleger oder -kletterer aus?

Baumpfleger sind für alle Arbeiten im Zusammenhang mit der Pflege, Behandlung von Schadsymptomen und dem Fällen von Bäumen zuständig. Weiterhin kümmern sie sich auch um das Fräsen von Wurzelstöcken, das Entfernen abgestorbener Äste (Totäste) und das Schneiden von Hecken. Auch die langfristige Erhaltung von Bäumen durch Kronensicherungssysteme oder durch Baumschutz auf Baustellen gehört zu Ihren Aufgaben.
Baumkletterer sind sozusagen Baumpfleger, die zusätzlich die Seilklettertechnik beherrschen. So erledigen sie dieselben Aufgaben und können durch freie Bewegung im Baum, nur durch ein Seil gesichert, alle Arbeiten auch ohne Hilfsmittel wie eine Hubarbeitsbühne in luftigen Höhen durchführen.

Welche Weiterbil­dungsmöglichkeiten bestehen und sind üblich?

Als Einstieg in die Baumpflege mit Seilklettertechnik ist der oben genannte SKT-A Kurs unabdingbar. Da dieser nur die Verwendung von Handsägen erlaubt, wurde von der Berufsgenossenschaft auch ein Aufbaukurs – der SKT-B Kurs – entwickelt. Dieser befähigt den Baumkletterer zur Verwendung von Motorsägen beim Klettern im Baum, setzt jedoch neben 300 Stunden Kletterpraxis auch die Qualifikation AS Baum I (Arbeitssicherheit Baum I) voraus. Der AS Baum I Kurs richtet sich jedoch nicht nur an Baumkletterer, sondern befähigt grundsätzlich zur gewerblichen Verwendung einer Motorsäge. Auch hier gibt es einen Aufbaukurs, der AS Baum II, der auf die Bedürfnisse von Baumpflegern, welche Ihre Arbeit mithilfe einer Hubarbeitsbühne durchführen, ausgelegt ist. Personen, mit der Aufbauqualifikation AS Baum II dürfen mit einer Motorsäge zu zweit ohne Trenngitter im Korb der Hubarbeitsbühne arbeiten. Da sowohl der AS Baum II Kurs, als auch der SKT-B Kurs Grundlagen in Abseiltechniken (Rigging) vermitteln, kann mit erfolgreichem Abschluss des SKT-B Kurses die AS Baum II Qualifikation ohne Teilnahme am entsprechenden Kurs bei der Berufsgenossenschaft beantragt werden.
Die genannten Kurse vermitteln überwiegend Arbeitsmethoden und Arbeitstechniken sowie alle sicherheitsrelevanten Aspekte der Arbeit, jedoch kein tiefergehendes Wissen über Bäume und deren Pflege.
Um mehr über Bäume, deren Erhaltung und die richtige Pflege zu lernen, wurden verschiedenste Modelle zur Weiterbildung entwickelt. Eines davon ist der European Tree Worker (ETW), der europaweit anerkannt ist und die Arbeitsqualität auf der Grundlage des aktuellen Wissenstandes, sowie unter Berücksichtigung des Natur-, Umwelt- und Unfallschutzes, sichern soll. Dieser kann sowohl als Baumkletterer („Climbing“) als auch als Hubarbeitsbühnenbediener („Platform“) abgelegt werden. Ein Aufbaukurs zum ETW ist der European Tree Technician (ETT), welcher umfangreiches baumbezogenes Fachwissen über Baumphysiologie, Standortfaktoren, Sortenwahl, Arbeitsverfahren, Baumpflegemaßnahmen, Baumdiagnose und Baumwertermittlung vermittelt. Auch der ETT ist europaweit anerkannt.
Alternativen zum European Tree Technician stellen der geprüfte Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung (FAW) und Visual Tree Assessment (VTA) dar. Während beim Fachagrarwirt nicht nur Grundlagen der Baumpflege und Baumsanierung, sondern auch Wirtschaft, Recht und Soziales gelehrt wird, beinhaltet die VTA-Schulung sehr spezifisches und tiefgehendes Wissen zur visuellen Baumkontrolle. Die VTA-Methode ist der aktuell anerkannte Stand der Technik in der Rechtsprechung.
Eine Alternative zur VTA-Methode stellt der FLL-zertifizierte Baumkontrolleur dar. Diese Qualifikation kann nicht nur eigenständig erworben werden, sondern auch durch einen vorherigen Abschluss der Weiterbildung zum European Tree Worker, European Tree Technician oder Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung, sowie durch das Studium der Arboristik (B.Sc.) erlangt werden.
Zuletzt stellt auch die Ausbildung zum Sachverständigen im Garten- und Landschaftsbau Fachrichtung Baumpflege, Baumstatik, technische Baumprüfverfahren und Gehölzwertvermittlung eine weitere Fortbildungsmöglichkeit dar. Neben der Vermittlung der richtigen Untersuchungsmethoden und Baumwertberechnung wird bei der Ausbildung zum Sachverständigen vor allem die Erstellung von Gutachten gelehrt.

Was macht diesen Beruf so besonders?

Der Beruf des Baumkletterers wird geprägt durch seine Nähe zur Natur, denn die Arbeit findet bei nahezu jeder Witterung statt. Im Einklang mit den Jahreszeiten und den Bedürfnissen des Baumes wechseln die einzelnen Arbeiten im Verlauf des Jahres. So bleibt die Arbeit jederzeit spannend und abwechslungsreich. Kein Baum gleicht dem anderen, wodurch jeder einzelne eine ganz besondere Herausforderung bietet. Wir als Baumpfleger in luftigen Höhen stellen uns diesen und vielen mehr Herausforderungen Tag für Tag aufs Neue und versuchen ebenso wie die Bäume immerwährend daran zu wachsen. Und sollten uns die Herausforderungen im Alltag doch mal ausgehen, gibt es durch das vielfältige Weiterbildungsangebot in der Welt der Baumkletterer und Baumpfleger noch viele mehr zu entdecken.